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Es Verger - Eins mit der Natur

Bei den Fullanas steht der Respekt vor der Natur und die Qualität des Produkts im Vordergrund 

Schon die Anfahrt über die kurvige Straße, die sich von Esporles aus immer weiter hoch durch den dichten Tramuntanawald schraubt, verheißt Idylle pur. Der Blick von hier oben hinunter aufs Tal und über Land verzaubert. Angekommen auf der Finca Es Verger ist man entrückt und weit entfernt vom Großstadtrubel Palmas – ja den gibt es, auch wenn man in Bezug auf Mallorca nicht selbiges vermutet. Miquel Fullana (65) und seine Familie leben inmitten dieser Bio-Oase mit Weinbergen und Ölbaumplantage. Ein Vogelbaby-Duo, die in einem Nest hocken, was die Vogeleltern mitten in einen Weinstock hinein gebaut haben, setzt der Idylle das I-Tüpfelchen auf. Hungrig werden die Mäuler aufgesperrt. Natürlich wird sorgfältig darauf geachtet, dass den Tieren kein Haar bzw. keine Feder gekrümmt wird. Im Einklang mit der Natur zu leben und sie zu respektieren ist für die Fullanas keine leere Phrase. „Letztlich sind wir ja auch abhängig von dem, was die Natur uns schenkt. Wir Menschen können nur das Beste daraus machen und sie pfleglich erhalten. Und das Beste heißt für uns auch, dass wir natürlich auf Chemie verzichten.“ Die gewonnene Qualität, ob bei den erzeugten Weinen oder dem naturreinen Olivenöl, was ebenfalls zu den hochwertigsten von Mallorca gehört, ist der Beweis, dass sie alles richtig machen. 

An der Seite von Vater Fullana, dem Quereinsteiger, der früher Schuhläden, Cafés und andere Firmen führte, sich 1995 aber umorientierte, arbeitet Sohn Jaume (40), den quasi eine Surfwelle hier hochgespült hat. Denn er betrieb zuvor 10 Jahre lang erfolgreich ein Surfgeschäft in Can Pastilla, wo er als leidenschaftlicher Wellenreiter seine Erfahrungen an den Mann bringen konnte. „Doch je älter man wird, desto weiter entfernt man sich von dieser Szene. Außerdem habe ich ja sowieso schon immer auf dem Weingut mitgeholfen. Ich habe somit eigentlich nur meinen beruflichen Schwerpunkt verlagert, denn privat gehe ich natürlich immer noch gerne surfen.“ Als Önologe steht ihnen Andreu Oliver zur Seite, der Neffe von Namensvetter und Can Majoral-Gründer Andreu Oliver, der auch die Majoral-Weine önologisch betreut. Praktisch, denn auch diese Weine werden bekanntlich ökologisch ausgebaut, die beiden Weingüter arbeiten eng miteinander zusammen. 

1995 gab es die erste Weinlese, aber erst 2001 wurde der erste 'richtige' Wein der Bodega verkauft – der Ses Marjades, bis heute der beste und meistprämierte Wein von Es Verger, eine Cuvee aus Mantonegro, Merlot und Cabernet Sauvignon mit 12 bis 14 monatiger Fasslagerung. Zwei, drei Jahre später folgte der Els Rojals, anschließend der Süßwein Fita del Ram und schließlich der Pinot Noir. Diesen vier Weinen sollen in absehbarer Zeit noch ein sortenreiner Merlot und ein Weißwein folgen, aber bei den Fullanas wird nichts überstürzt. „Die kleinen Bodegas auf Mallorca, also auch wir, können nicht mit Quantität punkten, sondern nur mit hoher Qualität, wenn wir die Konkurrenz vom Festland überflügeln wollen oder überhaupt auf dem anspruchsvollen Weltmarkt der Weine überleben wollen,“ meint Fullana. „Deshalb ist es wichtiger mit einem neuen Wein zu warten, bis man wirklich überzeugt ist, einen Topwein anbieten zu können. Der Merlot ist allerdings auf dem besten Weg dorthin...“

Erst einmal freut man sich über den aktuellen Jahrgang des Ses Marjades. „So gut ist er uns noch nie gelungen, er ist einfach fantastisch,“ lächelt Miquel Fullana glücklich. Und er hat recht! Es ist schon lange einer meiner Lieblingsweine, aber der 2007er hat eine bislang unerreichte Eleganz und Tiefe. Er wird noch ein paar Monate in der Flasche ruhen, bevor er in den Verkauf gelangt, aber dann wird er auch in meinen Weinkeller wandern... Die Mantonegro-Trauben der Coupage stammen von den zwei Hektar großen zusätzlichen Fullana-Weinfeldern bei Santa Maria, die schon dem Urgroßvater gehörten. Es sind über 60, 70 Jahre alte Weinstöcke, die zur Qualität dieses Spitzenweines jede Menge beitragen. 

Bei den Fullanas geht es nicht nur ums Weinmachen, sondern auch ums grüne Gold, das Olivenöl. Hierfür werden Oliven der Sorten Arbequina, Picual und Empeltre gemischt. Geerntet wird relativ früh, das reduziert zwar den Ertrag, aber das wenige Öl ist hochwertiger, denn die schwarzen reifen Oliven sind zu säurereich. Während die anderen Olivenbauern, die zur Kontrollbehörde D.O. Olí de Mallorca gehören, alle in Ermangelung eigener Pressen ihre Oliven von zwei Kollegen (Son Catiu und Olis Sóller) pressen lassen, ist Fullana der einzige, der eine eigene Presse sein eigen nennt und autark ist – was natürlich auch die Qualität und Einzigartigkeit seines Olivenöls erhöht. Experimentiert wird auch hier – und zwar mit kretischen Olivensorten, die zu den besten der Welt gehören. Noch ist kein Öl mit griechischem Anteil auf dem Markt, was zudem auch nicht als D.O.-Öl angeboten werden dürfte, aber Fullana wird uns sicher im nächsten Jahr – auch ohne D.O.-Zertifikat – mit einem ganz besonderen Öl überraschen.

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