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 Mortitx - Der Wein vom Berg   Der Nordwind...

Mortitx - Der Wein vom Berg

Der Nordwind weht, der Adler fliegt, die Trauben wachsen in den Bergen, und eine elsässische Önologin macht ausdrucksstarke Weine

Majestätisch kreist ein Habichtsadler über die Weinberge. Den seltenen Raubvogel mit bis zu zwei Meter Flügelspannweite sieht man kaum auf Mallorca, doch in den Bergen nahe des Weinguts Mortitx zwischen Pollenca und dem Kloster Lluc ist er zuhause. Trotz des schönen Spätfrühlingstages ist es hier oben auf über 400 Meter Höhe frisch, circa um zwei bis acht Grad kühler als auf dem Rest der Insel, und ständig weht ein Wind. Wenn wir unseren Besuch im Januar gemacht hätten, würden wir jetzt durch Schnee stapfen. Die Weinstöcke von Mortitx müssen somit um einiges widerstandsfähiger sein als ihre Kollegen vom Rest der Insel. Auch der viele Regen ist nicht gerade förderlich für die Entwicklung der Trauben. Schwierige Voraussetzungen also für die Önologin Aurélie Mercier, (33) „aber auch eine interessante Herausforderung,“ wie sie meint. Ebenfalls herausfordernd ist die Tatsache, dass Aurélie quasi 54 Chefs hat, denn Mortitx wurde vor 10 Jahren von einer ambitionierten Gruppe von Weinliebhabern gegründet. Präsident ist seit der ersten Stunde Toni Ensenyat. Regelmäßig finden Sitzungen statt, bei denen Mercier einem ausgewählten Gremium ihre Ideen vorstellt und Weinproben präsentiert. Sie lässt die Traubensorten nach der Lese einzeln fermentieren und stellt dann das Ergebnis der ersten Reife vor, um ihre Cuvee-Vorschläge zu erläutern. „Sie probieren, wir mischen, diskutieren – und irgendwann werden dann die nächsten Schritte beschlossen. Eigentlich verläuft alles unkompliziert. Jedenfalls einfacher, als man es sich bei so vielen Chefs vorstellt, denn meist finden sie meine Vorschläge gut.“ Das Boss-Konsortium fährt damit nicht schlecht, viele internationale Preise belegen, dass Aurélie ihre Sache gut macht.

Die ersten Weinstöcke auf dem 12,5 Hektar großen Gelände wurden 2002 gepflanzt, Aurélie ist seit der ersten Weinlese, die ihren Weg in Flaschen finden sollte, dabei, also seit 2005. Ihre ersten Weine konnten 2006 eingeschenkt werden. Sie entstammt einer weinaffinen Familie: „Meine Urgroßmutter konnte noch mit 96 Jahren jedem verkosteten Burgunder Name und Jahrgang zuordnen.“ Aber der Krieg hinterließ Witwen, die Bodega wurde verkauft, die nachfolgenden Generationen waren eher Weintrinker als Macher – bis auf Aurélie.

Die einzigartige Lage von Mortitx hat auch dazu geführt, dass das Landwirtschaftsministerium einen halben Hektar Land von Mortitx gemietet hat, wo 25 verschiedene mallorquinische Traubensorten wachsen – unter Betreuung von Aurélie. „So kann man untersuchen, wie die Trauben unter diesen Bedingungen reagieren. Manche funktionieren gar nicht, manche erzielen interessante Ergebnisse.“ Mit zwei dieser alten Sorten ist die Önologin jetzt so zufrieden, dass sie die Behörde um Ausweitung der Anbaufläche ersucht. Natürlich auch um Erlaubnis, die damit gekelterten Weine dann in ihr Repertoire aufnehmen zu dürfen. „Ich hoffe, das klappt, denn bislang haben wir auf autochthone Trauben komplett verzichten müssen, weil sie hier oben nichts taugen. Aber wir würden natürlich auch gerne hiesige Trauben verwenden.“

Aktuell begeistert die Elsässerin, die auch gut Deutsch spricht, nicht nur mit dem Spitzenwein L'u Negre 2007, sondern auch mit einem ziemlich besonderen Tröpfchen: Flaires 2010. Die erste Version wurde zwar schon 2006 in Angriff genommen, aber „jetzt bin ich wirklich zufrieden damit – der ist etwas ganz Besonderes“, wo wir ihr auch absolut Recht geben. Ein Rosado mit extrem heller Farbe, da der Most nur kurz bei der Reifung mit der Traubenhaut in Berührung kam. 82 % Monastrell-Trauben, dazu Cabernet. Ein klarer Wein mit einer sehr speziellen Intensität, nach Gewürzen riechend und schmeckend, dazu Blütenaromen und Grapefruit. Er passt besonders gut zu Meeresfrüchten, aber auch zu Sushi.

„Wenn ich bedenke, dass man uns am Anfang für verrückt gehalten hat, hier in dieser Lage guten Wein machen zu wollen, so bin ich stolz auf das, was wir geschafft haben!“

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