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 Neuanfang   Barbara Mesquida Mora geht nun...

Neuanfang

Barbara Mesquida Mora geht nun eigene Wege. Ihre neuen Weine folgen alten Insel-Traditionen.

Die Maurerkellen waren kaum aus der Hand gelegt, da fuhren schon die ersten Trauben ein - vendimia, Erntezeit. "Wir haben auf Zeit gespielt und Glück gehabt,“ erzählt Barbara Mesquida noch sichtlich bewegt. Die neue Kelterhalle ist genau zum richtigen Zeitpunkt fertig geworden. Und da steht sie nun in der Morgensonne, in der Farbe eines moderaten „Café con le-che“, das Haupttor weit aufgesperrt, als wollte sie gleich noch einmal eine komplette Ernte einfahren. Doch die Früchte fermentieren mittlerweile in der Batterie von brand-neuen Edelstahltanks höheren Alkoholgraden entgegen. 

„Das Grundstück haben nach dem Zerwürfnis mit Vater Jaume Mesquida meine Mutter und mein Onkel beigesteuert. Unser Konzept war denkbar einfach,“ erklärt die frischgebackene Weingut-Besitzerin: „Wir wollten einen funktionellen und bezahlbaren Weinkeller aufbauen, der zur Traubenlese fertig werden musste.“ Jetzt stehen wir vor der stolzen Leistung: am östlichen Ortsrand von Porreres, links der klimatisierte Weinkeller, mittig die bereits erwähnte neue Halle und rechts der admi-nistrative Komplex mit Büros und ein vier, fünf Meter langer Verkostungstisch aus weißem Carrara Marmor. Noch fehlt der Anschluss ans Wassernetz. Doch kann man bereits die sich zuzwinkernde Weingenießer mit zum „salut“ erhobenem Weinglas erahnen.

„Hier soll ein runder Kräutergarten entstehen,“ sie deutet auf ein etwa zwölf Meter durchmessendes Rund, das wohl eine Schuhspitze im losen Sand des Vorhofes hinterlassen hat. Auch die Kräuter-Rabatten dahinter zeigen auffällig rundliche Formen. Tatsächlich wurde das gesamte Gelände, wie übrigens auch die Weinberge, zu Fuß beschritten, mit allen Sinnen erfühlt und schließlich vermessen. Feng-Shui heißt hier das Stichwort. Denn darin ist sich Barbara, studierte Önologin und damit verantwortlich für die Kultivierung der Weinberge, die Kombination der Cuvées und den Verkauf und ihr Bruder Jaume, der zwar weiterhin berät, sich aber in Zukunft vor allem auf die Viehzucht verlegen möchte, einig. „Wir wollen das uns anvertraute Stück Erde in einem besseren Zustand hinterlassen, als wir es vorgefunden haben,“ so das Kredo der Geschwister. 

Dazu gehört nicht nur ein Anbau, der mittlerweile vollständig auf biodynamische Richtlinien umgestellt wurde. Dazu gehört auch die Harmonie zwischen Himmel und Erde im Feld. „Den Boden verbessern wir durch gezielte Winterbegrünung. Dabei kombinieren wir Wildbewuchs mit dem Anbau von autochthonen Hülsenfrüchten. So erhöht sich der Stickstoffanteil der Erde, Mikroorganismen und Insekten siedeln sich wieder im Erdreich an und weitere Erosion wird verhindert. Das funktioniert natürlich nur, wenn man den Boden nicht zu stark verdichtet. Traktoren haben deshalb in unseren Weingärten nichts mehr verloren. Wir setzen Pferde, Handkarren und wo möglich leichte Quads ein.“ Mit der Verpflichtung für kommende Generationen scheint man es bei Mesquida Mora wirklich ernst zu nehmen. 

Die beiden Anfangs-“M“ des Namens bilden übrigens auch das neue Logo der Bodega, aufgefädelt zu zwei konzentrischen Kreisen, die einer Sonnen gleichen. 

„Als ich vor gut acht Jahren in den Betrieb meines Vaters einstieg, hätte ich mir das al-les niemals träumen lassen,“ erklärt Barbara nachdenklich. Schwingt da eine Spur von Melancholie im Hintergrund? Möglich, aber die studierte Philologin steht zurzeit einfach zu sehr im Zeichen kreativen Schaffensdrangs, um vergangenen Tagen hinterher zu hängen. Immerhin wird deutlich, wie weit die Ideen von dem, was einen guten Wein ausmacht, im Hause Mesquida zwischen den Generationen auseinandergehen. Während Vater Jaume eine mehr traditionelle Linie vertritt, begeistern sich Barbara und ihr Bruder für eine Mischung aus „Back to the roots“ und modernem Ökoanbau. Im Hintergrund stehen dabei hochaktuelle Einsichten in natürliche Zusammenhänge. So trägt man den himmlischen Kräften im Weinfeld mit einer Art Boden-Akupunktur, der Ausrichtung der Pflanzreihen, Pflege und Ernte nach natürlichen Rhythmen, wie zum Beispiel dem Mondzyklus Rechnung. 

Ob ein experimentelles System denn nicht anfällig für Schädlingsbefall sei, hinterfra-gen wir vorsichtig. „Ganz im Gegenteil,“ führt Barbara Mesquida aus. „Wir haben mitt-lerweile bereits fast ein Jahrzehnt Erfahrungen sammeln können. In der Praxis erweisen sich die nach unseren Kriterien kultivierten Weinstöcke als robuster, widerstandsfähiger und geschmacklich deutlich authentischer.“ 

Alle vier Tropfen, mit denen Mesquida Mora an den Start geht, erfüllen die Richtlinien der Herkunftsbezeichnung D.O. Pla i Llevant. In jedem Falle wurden die Trauben von Hand gelesen und sortiert. 

Mit Acrollam (den Namen bitte auch einmal rückwärts lesen!), bedient Mesquida Mora in den Farben Weiß und Rosé die Grundbedürfnisse von Weißwein- und Rosado-Genießern mit zwei fruchtbetonten, mediterranen Weinen. Der Weiße baut auf der autochthonen Premsal-Traube auf, die mit der im Mittelmeerraum beheimaten Parellada und einen Schuss Chardonnay veredelt wird. Beim Rosé setzt man auf eine fruchtig frische Mischung von Merlot und Cabernet von relativ alten, gehaltvollen Rebstöcken, die dem Wein einem Schlusspunkt von Süße mit auf den Weg geben. Die Startauflage beträgt für beide Abfüllungen je 14.000 Flaschen. 

Neben Rosé und Weiß bietet Mesquida Mora zwei Tintos an. Beim „Trispol“ - katala-nisch für Boden - handelt es sich um eine fruchtig-erdige Cuvée mit viel Körper und Struktur aus den Varietäten Cabernet Sauvignon, Syrah und der heimischen Callet. 2012 kam der erste Jahrgang auf den Markt, nachdem der Wein ein Jahr in „Barricas“ von französischer Eiche und ein weiteres Jahr in Fässern aus amerikanischer Eiche geschlummert hatte. Die Startauflage beträgt hier rund 15.000 Flaschen. „Sòtil“ - katalanisch für Decke, Himmel - bildet das komplementäre Gegenstück. Der Rote verkörpert die fruchtige Leichtigkeit und Sensibilität der oberen Gefilde. Hier wer-den für den Anfang lediglich etwa 3.000 bis 4.000 Flaschen aufgelegt.

„Für uns bedeuten die Namen aber weit mehr; nach einer ziemlich schweren Zeit mit vielen Umstellungen,“ erklärt Barbara. „Trispol“ ist der Boden, den wir auch in rauen Zeiten nicht unter den Füßen verlieren wollten und „Sòtil“ sind die Höhen, in die unsere Wünsche und Hoffnungen rund um ein neues Projekt und einen weiteren Lebensabschnitt getragen haben.“ 

Man merkt doch gleich, dass Barbara Mesquida Mora als gelernte Önologin, nicht nur ein wunderbares Gespür für Weine mitbringt, sondern als studierte Philologin auch deren Vorzüge trefflich in wohl gewählte Worte zu gewanden weiß.

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