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José Luis Ferrer - Der Herr der Trauben

Das Traditionshaus im Zentrum der mallorquinischen Weinwirtschaft besinnt sich zurück auf bewährte Verfahren. 

Ohne Zweifel gehört die Bodegas Ferrer zu den Mega-Playern der mallorquinischen Weinwirtschaft. Und dies nicht erst seit gestern. Weite Teile der Anlage stammen noch aus den 1930ern. Tradition ist hier mehr ein Schlagwort. So zeugen unter anderem die Gär-Tanks gleich im Eingangsbereich von der soliden Handwerkskunst des vergangenen Jahrhunderts. Ein Schienenstrang erinnert an optimierte Produktionsabläufe von anno dazumal.

Lediglich die Innenauskleidung der Tanks passte man dem jeweiligen Stand der Technik an. Musste in den frühen dreißiger Jahren noch eine schlichte Auskleidung aus Rohbeton genügen, schienen in den Fünfzigern Kacheln für die innere Schutzschicht „State of the Art“. Allerdings konnte auch hier ein kleiner Riss in der Verkleidung den gesamten Inhalt eines Tanks ruinieren. Heute bedient man sich deshalb einer speziellen, geschmacksneutralen Kunstharzmischung, die beste Hygienevoraussetzungen garantiert und wegen ihrer Flexibilität Rissbildungen verhindert.

Nach umfassenden Versuchsreihen kam man auch davon ab, ganz auf die allerorts beliebten Edelstahldepots umzustellen. „Wir haben in vielen Testreihen herausgefunden“ erzählt José Luis Roses Ferrer, Leiter eines der größten weinproduzierenden Unternehmen der Insel, „dass sich jedes der beiden Verfahren für ganz bestimmte Weine optimal eignet. Tanks aus Mauerwerk setzen wir immer dann ein, wenn wir eine besonders harmonische, sanfte Gärung anstreben. Jedes Einzel-Depot fasst 15.000 Liter. Dies verleiht dem Endprodukt eine rundere, ausgeglichenere Struktur und den typischen geschmacklichen Aufbau, für den besonders unsere roten Weine mit Herkunfts-Nachweis bekannt sind.“ „Die Mehrzahl unserer Weißen und die Rosés werden dagegen in Edelstahl-Tanks fermentiert. Unter anderem auch deshalb, weil wir dort jederzeit über eine exakte Möglichkeit zur Kontrolle der Temperatur verfügen.“ 

Eine gewisse Affinität zur Tradition offenbart sich im Anbau. Gut 65 Prozent der Weinanbauflächen befanden sich 1995 im Familienbesitz. Das sind immerhin Weinfelder in einer Größenordnung von gut 22 Hektar rund um Binissalem. Seitdem wurde der Anteil eigener Felder immer weiter ausgebaut. „Einfach deshalb, um die volle Kontrolle über die Qualität des „Urstoffs“ zu erhalten - das A und O eines guten Weines“, erklärt der Chef von rund einhundert Mitarbeitern. Er lässt es sich nicht nehmen, ein-, zweimal die Woche die Weinstöcke persönlich in Augenschein zu nehmen.

Wie bei den meisten guten Weinkellereien wird schon auf dem Felde entschieden, welche Trauben den einzelnen Weinqualitäten zugeordnet werden. Streng getrennt verarbeitet man die einzelnen Qualitäten später weiter. Auslese und Tafelwein gehen getrennte Wege.

„Alle Felder werden „ökologisch“ bearbeitet. Ökologisch in Anführungsstrichen deshalb, weil wir ähnliche Methoden dabei verwenden, wie sie mein Großvater vor 40 Jahren bereits einsetzte,“ lacht der Magnat verschmitzt. Spricht: Lediglich organische Dünger finden Verwendung. Im Normalfall setzt man keine chemischen Produkte ein. Sollten diese doch noch nötig werden, gereift man zuerst auf bewährte Naturmittel der Vorväter zurück. „Die mallorquinischen Böden und das hiesige Klima machen es uns relativ leicht, fungizid- und pestizidfrei zu arbeiten. Einige unserer Weine genügen schon jetzt den offiziellen, strengen Richtlinien für ökologischen Anbau“, setzt er hinzu.

Dank neu erschlossener Märkte wie die Schweiz oder Hongkong ist das Familienunternehmen auch von der aktuellen Krise verschont geblieben. „Stabile Absatzzahlen über die letzten drei, vier Jahre“, konstatiert Señor Roses zufrieden.

Damit alle Kundenwünsche optimal bedient werden können, bietet die Bodega Ferrer heute gut 20 verschiedene Weine an. Die jungen „Vinos de la Tierra de Mallorca“ - Landweine ohne D.O. - stimmte man auf den Geschmack eines neuen Publikums ab. Meist handelt es sich um fruchtige Weiß- oder Rosé-Weine. Und selbst die strengen Traditionalisten, „Crianza“ und „Reserva“, haben sich ständig weiter entwickelt.

Angesprochen auf den zweiten mallorquinischen Wein-Riesen mit ähnlich hohem Ausstoß, gibt sich der Hausherr bescheiden. Sein Ziel sei es ja nicht, die meisten Flaschen der Insel zu produzieren. Ihm gehe es vielmehr darum, einen ehrlichen Wein von ausgezeichneter Qualität anzubieten und das Unternehmen so zu konsolidieren, dass es sein Sohn problemlos übernehmen und weiterführen könne.

Der steht nach Wein-Studien in Chile, Australien und Kalifornien bereits in den Startlöchern, um die Bodegas Ferrer in die fünfte Generation zu führen.

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