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Toni Gelabert - Der elegante Mallorquiner

Die kleine Wein-Schmiede im Insel-Osten strafft das Sortiment.

Ein sonores Klopfen lässt sich vernehmen, als Toni Gelabert mit den Knöcheln auf eines der 225 Liter Barriques klopft. Das liegt in Schulterhöhe, etwas versteckt im hinteren Teil des Weinkellers. Mit Kreide unscheinbar beschriftet verheißt der Fassboden „Torre des Canonge Negre“, Jahrgang 2011.„Da warten eine ganze Reihe von Leuten schon eine Zeitlang drauf,“ meint er grinsend, „limitierter Ausschank.“ Die Rede ist von einem jener Weine, die in Kennerkreisen fast schon zur Legende geworden sind. Einer jener Tropfen, der nicht jedes Jahr im Sortiment steht, weil er nicht jedes Jahr die qualitativen Voraussetzungen bietet. Tatsächlich haben die Damen und Herren Genießer nun mehrere Jahre auf den Augenblick warten müssen, bevor sie wieder einen „Canonge“ entkorken - oder wahrscheinlicher - erst einmal einlagern können. 

Gute Weine macht der ehemalige Baumeister nun schon seit knapp dreißig Jahren. Zuerst mit einigen Kollegen für den Selbstbedarf. Toni Gelabert fährt sich mit der Hand durch den dichten Schopf, erinnert sich. Mit den obligatorischen „vaqueros“, den Jeans, der schulterlangen Mähne und dem mittlerweile graumelierten Schnäuzer sieht er noch heute aus wie die fleischgewordene Referenz an die goldenen 80er Jahre. „Gute Zeit, damals“, meint er, „irgendwann wurden dann auch ´mal ein paar Flaschen verkauft.“ Der große Wandel kam erst vor zehn, zwölf Jahren. 2001 weihten die Gelaberts die neuen Produktionsstätten ein. Kelterhalle und Weinkeller mitten im Grünen umgeben von Rebstöcken. Alles blitzsauber und gepflegt, eben ganz nach Art des Weinmeisters. Zu dessen wichtigsten Leitsätzen gehört auch: Bei der Weinherstellung gibt es kein großes Geheimnis. Es ist vielmehr die Fülle von Details, die richtig gemacht werden müssen, damit ein großer Wein entstehen kann. Und sein Erfolg gibt ihm recht.

In den letzten Jahren wandelt sich der Markt aber zunehmend. Während es vor sieben, acht Jahren noch relativ leicht war einen mallorquinischen Wein zu verkaufen - wir sprechen hier von geringen Stückzahlen mit entsprechend höheren Preisen - wird es zunehmend schwieriger. 

Zum einen steigt die Zahl der Konkurrenten vor Ort, zum anderen überschwemmen billige Angebote vom Festland den regionalen Markt. Um dieser Zwickmühle zu entgehen, haben die mallorquinischen Winzer mehrere Strategien entwickelt. Tonis Rezept ist bekannt. „Auf Preisbasis können wir nie mit einem Wein, der zwei oder drei Millionen mal abgefüllt wird konkurrieren,“ weiß er, „deshalb müssen die kleinen Bodegas zum Beispiel in Originalität investieren.“ Ein weiterer Trumpf, den der Wein von der Stange nur schwerlich ausspielen kann, sind die Spitzenqualitäten. Hierzu verrät der Meister: „Ich möchte nicht nur genießbare oder gute Weine herstellen. Mein Ziel ist es, ein elegantes Produkt zu schaffen. Dazu muss es rund sein, darf keine Ecken und Spitzen aufweisen.“

Wir haben verstanden: Harmonie von der Zungenspitze bis zum Abgang, bottled by Toni Gelabert. Damit aber so ein „eleganter“ Wein entstehen kann, muss der Winzer die Voraussetzungen schaffen. Und hier findet die Detailverspieltheit des Kellermeisters ihren Ausdruck. Denn der biodynamische Anbau nach allen Regeln der Kunst, mit Kräuteraufgüssen und Steinmehl, gehört ebenso zum pfleglichen Anbau, wie die Ernte nach dem Stand des Mondes. So reift beispielsweise ein Chardonnay mehr dem Neumond entgegen, um so sein fruchtiges Potential zu erhöhen. Rote werden dagegen eher gen Vollmond geerntet. Dass vor diesem Hintergrund die Traubenlese ausschließlich von Hand geschieht, eine Vorauswahl bereits auf dem Feld stattfindet und auch bei der Endauswahl noch einmal Hand angelegt wird, versteht sich eigentlich schon von selbst.Detailliebe spiegeln sich aber auch in der Auswahl der Fässer wieder. Mittelwelle präferiert der Kellermeister ausschließlich französische Barriques der unschlagbaren Qualität wegen. Als vorläufig letztes Glied in der Kette der Qualitätssicherung hat der Hüter der Weine, die Flaschenlagerung ausgemacht. Dabei gerät selbst die Auswahl des Korkens mit den Jahren zur Wissenschaft. Toni unternahm eigens eine Studienreise in den spanischen Nordwesten, um vor Ort den optimalen Verschluss für seine Flaschen zu ermitteln. 

Jedes Jahr findet man Überraschungen im Weinsortiment. Der Meister setzt hier be-wusst auf das volle Potential eines jeden Jahrganges. 

Fast allen Weinen gönnt man eine Ruhepause in französischer Eiche. Selbst einige Weißweine reifen im Fass. Hier beträgt diese Reifezeit zwischen vier und fünf Monaten, bei den Rotweinen kann sie bis zu dreizehn Monate betragen. Und obgleich Toni Gelaberts Domäne ganz sicher die wohl ausgebauten Tropfen sind, steht seit 2011 auch ein junger Wein im Programm. Die ”Añada“ wurde „deutlich günstiger, fruchtiger“ hauptsächlich für einen „nachwachsendes Publikum“ konzipiert. 

Einmal abgesehen von den Monovarietäten, wie ein reinrassiger Callet oder Merlot, beträgt das durchschnittliche Verhältnis von autochthonen Varietäten zu klassisch französischen Sorten etwa 35 zu 65 Prozent. In Geschmacksfragen bleibt eben kein Platz für übertriebenen Lokalpatriotismus. Bei den Weißen ist das Verhältnis allerdings umgekehrt. 

Mindestens zwölf, dreizehn verschiedene Weine in Kleineditionen kommen so Jahr für Jahr zusammen. Mancher Tropfen erblickte lediglich in Stückzahlen von 450 Flaschen das Licht der Welt. Gern würde der Winzer die Palette etwas straffen. „Aber,“ seufzt er, „meine Kunden lassen mich nicht.“

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