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Can Feliu - Individual-Abfüllung

Can Feliu lässt jeden Interessierten einen tiefen Blick ins Winzer-Handwerk gewähren. 

Welcher Weinliebhaber träumt nicht davon: Endlich dem Winzer zeigen, wo die Rebschere hängt, Barriques-Qualitäten vergleichen, Varietäten nach eigenem Gusto zusammenstellen, kurz, den eigenen Wein herstellen - selbstverständlich der beste Tropfen der Welt.

Carlos Feliu Román hat für mehr als 60 Enthusiasten aus allen Teilen der Welt diesen Traum Wirklichkeit werden lassen. Aus einer Palette bester Zutaten kann der angehende Winzer seinen ganz individuellen Wein keltern. Fass, Most, Pflege und auf Wunsch auch eine vorsichtige Beratung, kommen vom Weinbauer und Winzer hinzu. Die entscheidenden Eckdaten wie Traubenmischungen, Reifedauer, Fasstyp, Holz-Röstung, bis hin zur Selektion von Etikett und Flaschenform, steuert der Fass-Eigner bei.

Die Auswahl geschieht notfalls per Fax oder E-Mail. Die Meisten lassen es sich allerdings nicht nehmen, dem eigenen Fass gelegentlich auf die Dauben zu schauen. Der Spaß kostet nicht mehr als eine Stippvisite auf die Bahamas, um die 2500 € pro Barrique. Letzteres wiederum ergibt mit ca. 300 abgefüllten Flachen allerdings deutlich mehr an flüssiger Glückseligkeit.

Selbstverständlich muss man nicht Hobbywinzer werden, um Zeugnis von Carlos hochökologischem Wein-Wunder ablegen zu können. Der Besuch eines Supermarkts in Porreres und Umgebung, eines ausgewählten Restaurants genügt. Oder man schreitet gleich zur Visite des gleichnamigen Landguts. Hier reifen nicht nur Trauben, hier tummeln sich auch Straußenfamilien, schwarze Mallorca-Schweine, rassige Pferde und vereinzelt glückliche Feriengäste.

Unter den Bezeichnungen Alè - Mallorqinisch für Seele - sind dort artenreine Syrah- und Merlot-Abfüllungen sowie verschiedene Cuvées zu verkosten. Die Weine können bei Gefallen auch gleich erworben werden.

Beruhigend zu wissen: Ausschließlich Trauben der umliegenden Weinberge finden in der Produktion Verwendung. Auf den Zukauf von Trauben anderer Weinbauern verzichtet man bewusst, da deren Produkte nicht die gewünschten Voraussetzungen erfüllen. Und damit streifen wir eine Thema, das Carlos jedwede mögliche Weinseligkeit sofort vergessen lässt: der ökologische Anbau. Mehr noch: Es handelt sich um Weine, die nach anthroposophischen Prinzipien biodynamisch erzeugte werden. Doch darüber spricht er eher selten. Nur soviel sei verraten; die Vorgaben zum biodynamischen Anbau nach Rudolf Steiner nimmt man bei Can Feliu so genau, dass sogar die deutsche Demeter Gesellschaft dem Landgut ab 2011 ihr Gütesiegel verleiht. Dass dabei Weinfeldbegrünung statt Düngung oder Tiefenwurzeln statt Bewässerung zum Einsatz gelangen, ist vor diesem Hintergrund eh selbstverständlich.

Freizügiger zeigt sich der Mallorquiner bei der Zusammenstellung der Rebsorten. Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Chardonnay, Sauvignon Blanc - alles eingebürgerte Franzosen. Als einziger Ur-Insulaner im Traubenreigen, die Callet. Auch von der anfänglich gepflegten „reinen Lehre“ bezüglich französischer Barriques ist Carlos Feliu inzwischen abgekommen. Mittlerweile liegen entsprechende Produkte aus amerikanischer und ungarischer Eiche im Weinkeller. 

Dabei war erst ein Malheur nötig, damit der studierte Agraringenieur und Önologe Carlos Feliu Román, überhaupt an den eigenen Wein kam. Ursprünglich sollten die angebauten Trauben an andere Winzer der Insel verkauft werden. Die traten jedoch kurz vor der Ernte vom Kauf zurück und schufen so die Grundlage für die ”Bodega Can Feliu”. Schon am Morgen nach der Hiobsbotschaft, wurden die ersten Barriques und ein Edelstahltank geordert. 2003 begann der Verkauf der ersten eigenen Weine.

Damit knüpfte Carlos lediglich an fast vergessenes Winzerglück an. Denn Can Feliu kann bereits auf mehr als 200 Jahre alter Traditionen rund um den Wein zurückblicken. Schon 1790 laborierte man in Porreres an einem kräftigen Rotwein in größeren Mengen. Ein beeindruckendes Gewölbe im Herzen der Ortschaft kündet noch heute vom kommerziellen Erfolg der Urgroßväter. Die Reblaus bescherte auch hier Ende des 18. Jahrhunderts dem lukrativen Exportgeschäft ein jähes Finale.

Mit der Grundsanierung des Landguts, seiner Nutzung für den Land-Tourismus und dem erneuten Anbau von Rebstöcken, gelang es den Brüdern Feliu den drohenden Verfall der betagten Finca umzukehren. Seit 1999 florieren die Geschäfte wieder – Gott sei Dank! 

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