Bodera Ribas 

  300 Jahre Tradition! Wen...

Bodera Ribas

300 Jahre Tradition! Wen interessieren da schon die letzten zehn?

Respekt, tatsächlich haben wir es hier mit einer der Ältesten, wenn nicht mit der ältesten noch im Familienbesitz befindlichen Bodega Mallorcas zu tun. Beim Stöbern in den Ortsanalen fand man Erwähnungen des Weinguts, die sich mindestens auf das Jahr 1711 zurückdatieren lassen. Der Vergleich mit Winzern auf dem iberischen Festland belegt auch, dass Ribas heute wahrscheinlich die drittälteste Kellerei Spaniens überhaupt ist. Und spätestens wenn man dann, neugierig geworden, eine Stippvisite wagt, wird klar, dass hier ein ganz spezieller Kandidat unter den mallorquinischen Bodegas auf seine Neuentdeckung wartet. Den stattlichen Gutshof am östlichen Ortsausgang von Consell bewohnt die Winzerfamilie jedenfalls heute noch. Und wie um an längst vergangene Zeiten zu erinnern, findet man direkt neben dem Eingang zum Haupthaus das steinerne Treppchen zum Aufsatteln. Heute lümmelt sich allerdings die Hofkatze auf der obersten Stufe in der Morgensonne. Zum Verkosten der Weine wird der geneigte Genießer häufig in die gute Stube gebeten oder, bei Sonnenschein, wie heute, in den schattigen Garten dahinter. Mit so viel prägender Präsenz von Tradition und bodenständiger Kultur hätte man dann doch nicht gerechnet. Und eines wird jetzt deutlich: Bei Ribas wird die Kunst der Weinherstellung gepflegt, wie in alten Tagen. Man denkt hier in Generationen, nicht in Jahren. Vor diesem Hintergrund bekommt unser aktuelles Anliegen: die Entwicklung von Wein und Weingut in der letzten Dekade zu beleuchten, eine völlig neue Dimension. Oder etwa doch nicht? Der Schluss, dass sich vor dem beeindruckenden historischen Hintergrund zehn Jahre wie ein unbedeutendes Zwinkern des Auges der Zeit erweisen, stellt sich jedenfalls als übereilt heraus. Ganz im Gegenteil, gerade in der letzten Dekade hat sich bei Ribas Erstaunliches vollzogen. „Ein ganz entscheidender Wandel,“ so erzählt Araceli Servera, „brachte zum Beispiel die vorausgegangene Generation.“ Vor etwa 25 Jahren, entschlossen sich ihre Eltern den Großteil der Produktion auf Flaschen zu ziehen. Bis dato verkaufte man den rustikalen Roten, Weißen und Rosé „al granel“, d.h. als Tafelwein pro Liter. Je nach Abnahmemenge fuhr dann der Landmann mit dem in den Federbeinen quietschenden R4 vor und ließ sich ein Fässchen oder einen korbgefütterten Glas-Ballon abfüllen, um den Jahresvorrat zu decken. Als Reminiszenz an vergangene Zeiten findet sich im Verkaufsraum bis heute eine Zapfanlage für die drei Basisweine - pflegeleicht und ansehnlich mit rostfreien Edelstahl-Armaturen ausgerüstet. Gerade einmal zwei Euro kostet der Liter. Für das Gefäß - meist eine Plastik-Karaffe - muss man allerdings schon selbst sorgen. Allerdings fließen heutzutage lediglich maximal zehn Prozent der Jahresproduktion über den Stahlhahn. Der Rest geht in Glas gehüllt über den Ladentisch - gut 140.000 Flaschen pro Jahr. Schnell wurde mit Einführung der Flaschenabfüllung klar, dass die zwei Produkte unterschiedliche Käuferschichten ansprechen. Deutlich wurde auch, dass die Flasche mehr inhaltliche Qualitäten bieten musste. Und damit kommt die dreizehnte Winzer-Generation ins Spiel. Araceli und ihr Bruder Pedro sind beide ausgebildete Önologen. Mit vereinten Kräften arbeiten sie daran, die bei den neuen mallorquinischen Weinen sowieso schon überwiegend im Spitzenbereich angesiedelten Qualitäts-Standards weiter anzuheben - bei aller Bescheidenheit! „Unser Geheimnis besteht darin, die Weine zu machen, die wir uns selber wünschen und die wir selber genießen würden. Ganz ohne Marktanalyse und breiten Publikums-Geschmack,“ bekundet Araceli schlicht. Dass man dabei nicht am „breiten Geschmack“ vorbei arbeiten muss, belegt unter anderem beeindruckend die Tatsache, dass oft schon nach sechs Monaten die gesamte Jahresproduktion ausverkauft ist. Besonders die „Tintos“ des Hauses erfreut sich reger Nachfrage. „Sió“, benannt nach der resoluten Großmutter, gibt sich als Wein eher mild und verträglich. Gekeltert wird er aus Manto-Negro, Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot. Danach ruht er für jeweils zwölf Monate in neuen Fässern aus französischer Eiche. Das Flaggschiff der Bodega, der Ribas de Cabrera, vereint ebenfalls die heimische Manto-Negro mit Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot, verbleibt aber für 15 Monate in neuen Barriques aus französischer Eiche. Bei den Rotweinen von Ribas bildet die anspruchsvolle Manto-Negro die Basis. Die Rebstöcke gehören mit 40 bis 50 Jahren zu den ältesten der Insel. Das verheißt sehr viel Geschmack und Gehalt. Dafür fällt der Ertrag etwas geringer aus. Auch bei den Weißweinen stehen autochthone Varietäten im Vordergrund - schließlich möchte man den Geschmack der Insel einfangen. „Dabei sind wir uns durchaus bewusst, dass den einzigartigen und subtilen Aromen eines heimischen Premsal-Blanc ein bisschen Säure gut tun würde. Also kombinieren wir mit rund 20 Prozent Viognier“, erklärt die versierte Önologin. Der „Sió Blanc“ reift für sechs Monate im Fass. Da bei so viel Sorgfalt und kurzen Nutzungszeiten eine ganz erstaunliche Menge an Fässern zusammenkommt, hat man bei Ribas kurzerhand die „Botart“ ins Leben gerufen. Die nach einer maximalen Nutzungszeit von drei Jahrgängen in die Rente entlassenen „barricas“ lässt man von namhaften Insel-Künstlern veredeln. Und so versüßt nicht nur der ein oder andere gute Tropfen der gekostet werden kann den Rundgang über das Weingut, sondern auch so manches Kunstwerk, das jenen Weinen einst, als Reifestätte diente.

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