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Son Bordils - Nach Gutsherrenart

Seit mehr als sechs Jahrhunderten keltert man hier Weine. Und einige Dinge scheinen sich kaum verändert zu haben. 

"Es war einmal ...," erzählt Ramon Coll und vollzieht eine beeindruckend elegante Pirouette mit weit ins Blau des Morgenhimmels gestrecktem Zeigefinger, „da gehörte all das zu einem der großen Gutshöfe im Nordwesten Mallorcas.“ Der Finger bleibt auf etwa zwei Uhr stehen und bezeichnet ein großes etwas heruntergekommen aussehendes Gebäude in der Ferne. Dort residierten die Bordils seit 1360, nach der christlichen Rückeroberung Mallorcas. 

Knapp ein Jahrhundert später erhob sich die mallorquinische Landbevölkerung gegen den Stadtadel von Palma - und unterlag. „Schon zu jener Zeit wurde hier Wein gemacht,“ Don Ramons Zeigefinger beschreibt nun kleinere Kreise. „Woher ich das weiß,“ fragt er und die linke Braue folgt dem Finger in Richtung Himmelblau, “weil wir die Archive der damaligen Wiedergutmachungszahlungen ausfindig gemacht haben. Darin werden neben 669 Leiben mallorquinischen Käses, Korn, Vieh und Wolle auch die Weinreserven der Finca erwähnt, die nach Palma gingen.“ 

In den Besitz der Familie Coll sollte ein Teil des traditionsreichen Landgutes aber erst im Jahre 1991 gelangen. Damals kaufte der Senior der in Valldemossa ansässigen Familie die sanfte Hügellandschaft südlich des Haupthauses. Sohn Pedro kümmert sich vor allem um die weiten, in der sanften Brise wallenden Kornfelder im Osten. Sohn Ramon bewirtschaftet dagegen das Weingut. „Als wir 1995 wieder begannen Wein anzubauen, stand hier nur ein kleiner Steinschuppen,“ erinnert sich der sympathische Chronist. 

Seither konnte der bebaute Anteil kräftig zulegen. Neben einem ansehnlichen Natursteinbau, der Administration, Verkostung und die gewaltigen Edelstahltanks für die Weinherstellung beherbergt, gibt es seit 2005 eine weitere Halle für die Abfüllung und die Lagerung. Gleich daneben steht ein gewaltiges motorisiertes Monster unter, dessen gewaltige Zahnreihen aus elfenbeinfarbenem Kunststoff senkrecht blecken – ihre Eminenz, die Erntemaschine. „Der letzte Stand der Technik,“ bemerkt der Winzer mit der Lockenmähne hochzufrieden, „natürlich bleibt dennoch jede Menge Handarbeit. Da müssen noch vor der Weinlese, qualitativ minderwertige Partien herausgeschnitten werden. Und vor dem Mazerationsprozess wird von Hand sortiert. Immerhin erlaubt uns das Gerät sehr zügig und in den kühlen Morgenstunden ab etwa drei, vier Uhr in der Frühe zu ernten.“ Zugute kommt dem Weingut auch die durchdachte Planung. Nicht aus Zufall wurde die Anlage einem französischen Château nachempfunden - mit den zentralen Wirtschaftsgebäuden, umgeben von einem Ring aus Weinfeldern.  

Don Ramon ist ein praktisch denkender Mensch. Dank Erntemaschine und exzellenter Logistik vergehen zwischen Lese und Weiterverarbeitung in der Regel nicht mehr als maximal 20 Minuten. Das wirkt sich positiv auf die Qualität der Weine aus. Ein weiterer qualitätssteigernder Faktor lässt sich zwischen den beiden Hallen ausmachen. Seit 2006 versehen hier fünf edelstählerne Riesen mit bis zu je 35.000 Litern Fassungsvermögen ihren Dienst. Die gewaltigen Mazerationstanks arbeiten nach dem Tauchverfahren. Dabei vermeidet man das mechanisch stark beanspruchende Umpumpen der Maische. Die getauchten Weine sollen sich durch ein harmonischeres Geschmackserlebnis auszeichnen. 

Den Anfang machte Mitte der 90er Jahre eine Cuvée aus Merlot, Cabernet Sauvignon und Manto-Negro. Der kraftvolle Rote ist auch heute noch unter den Namen „Son Bordils Negre“ zu haben. Lediglich vier Hektar standen für diesen ersten Jahrgang zur Verfügung. Im vergangenen Jahrzehnt wuchs die mit Reben bestellte Fläche auf heute rund 36 Hektar an. Und auch das Weinsortiment erweiterte sich beträchtlich. Neben den bereits erwähnten „tinto“, offeriert Son Bordils vier weitere Rotweine. Sortenrein aus Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah oder als Cuvée mit höherem Anteil von autochthonen Trauben aus Merlot, Manto-Negro, Cabernet Sauvignon, Monastrell und Callet unter dem Namen „Bisbal de Son Bordils“. 

Auch im Bereich der Weißen ist man mit vier Weinen breit aufgestellt. Da macht zum Beispiel der Son Bordils Chardonnay von sich Reden - sortenrein. Unter dem Namenzusatz „Bóta“ reift derselbe Chardonnay auch für zwei Monate im neuen Fass aus französischer Eiche. Ebenfalls sortenrein bringt der „Son Bordils Muscat“ mehr Frucht im Glas. Beim „Son Bordils Blanc de Raim Blanc“ handelt es sich dagegen um eine Cuvée aus der autochthonen Premsal-Blanc und einem deutlich geringerem Anteil an Chardonnay. Schließlich rundet der „Son Bordils Rosat“, ebenfalls sortenrein aus der katalanischen Monastrell, die Produktpalette ab.  Neu im Sortiment ist ein Blanc Dolç, ein weißer Süßwein, dem wahrscheinlich ein roter Bruder aus der Manto-Negro folgen wird. 

Während der Winzer noch voller Begeisterung von guten alten Tagen und neuen Weinen erzählt, taucht aus der Haupthalle ein winkender Mitarbeiter auf. „Don Ramon,“ hören wir, „l'arròs està llest“ - der Reiseintopf ist fertig. „Den essen wir nicht jeden Tag,“ lacht der Hausherr aufgeräumt. Aber Juan, einer der Mitarbeiter hatte einen zu vorlauten Hahn und Josè versprach, daraus ein gutes Mahl zu bereiten. Und da sitzen wir nun in munter schwatzender Runde und probieren einen ziemlich scharf gewürzten „arròs de pollastre“ bei einem guten Schluck „tinto“. Wahrscheinlich ebenso, wie unzählige Generationen vor unserer Zeit.

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