Publikumsliebling

Guter Geschmack im verborgenen Tal der Weine. 

Der harzige Duft der Aleppokiefern schwängert die Luft, als wir mit offenem Fenster die Bodega Santa Catalina ansteuern. Noch in Andratx hatte man uns freundlich den Weg gewiesen: am Kreisverkehr rechts, an der Schule vorbei und dann hinauf in die Berge, Richtung Capdella. Die ältere Dame mit dem roten Kopftuch schwang den knotigen Spazierstock in Richtung Nordosten. Also fuhren wir immer dem Stockzeiger hinterher. Hinter der Ortsausfahrt war das Sträßchen dann schmaler geworden. Schließlich wand es sich in engen Serpentinen um die Ausläufer der Südflanke der Tramuntana. Auf den kleinen Geraden überholten wir Pulks von Radfahrern, Frühjahrs-Radler mit rotem Kopf und verschwitztem Trikot, die sich die Steigung hinaufquälten.  Nun, in etwa 300 bis 400 Metern über dem Meeresspiegel öffnet sich das Land wieder ein wenig, das bislang vorherrschende Nadelholz wird durch kleine Felder und Äcker aufgerissen, vereinzelt liegen Gehöfte am Wegesrand. Dann taucht rechts das Hinweisschild auf: Bodega Santa Catarina. Links zweigt ein asphaltierter Weg ab, der ein leicht ansteigendes Nebental erschließt. Wie vor Jahrhunderten, vielleicht sogar wie vor Jahrtausenden ziehen sich die Weinterrassen den Hang hinauf. Und tatsächlich erfahren wir später, dass wahrscheinlich sogar schon die Römer zur Zeit ihrer Besetzung der Insel in diesen hervorragenden Lagen Rebstöcke angebaut haben. 

Die Bauwerke sind allerdings eindeutig neueren Datums. Rechts erst die hohe Kelterhalle mit Reihen blitzender Edelstahltanks, dann ein kreisrunder Rastplatz, der von einer uralten Steineiche beschattet wird und schließlich das Herz der Anlage: der „celler“. Dabei handelt es sich um eine Halle, die 50 Meter tief in den Berghang hinein getrieben wurde. Ausgekleidet ist das beeindruckende Tonnengewölbe mit gedunkeltem, mallorquinischem Sandstein. Das verschafft dem Wein ein ideales Reife-Klima - ohne Temperaturschwankungen, bei hoher Luftfeuchtigkeit. Knapp 900 Barriques aus französischer und amerikanischer Eiche lagern hier im Halbdunkel. Die Luft riecht nach Holz, Kork und Wein. In diesem Umfeld bittet Weingutleiterin Lena-Luiza Hertel gern zur Weinprobe. 

Dabei kommt meist auch die jüngere Geschichte des Weinguts zur Sprache. Bis 2004 gehörte das Anwesen einem schwedischen Großunternehmer. Der wollte nicht nur örtliche Traditionen wiederbeleben, sondern dem auf Mallorca so reichlich vorhandenem internationalem Publikum die guten Inselweine näher bringen. Dann trat die mallorquinische Großkellerei Macià Batle auf den Plan und übernahm die Bodega.Die Fusion hat dem Landgut gut getan. Der mallorquinische Weinriese führt seither nicht nur das Marketing beider Winzerbetriebe, auch ein Know-how-Transfer hat stattgefunden. So ändert sich mit dem Wechsel der betreuenden Önologen zwangsläufig auch der Charakter der Weine. Die geben sich heute fruchtiger, unterliegen den sich wandelnden Ansprüchen der Zeit. Da mache es richtig Spaß, mitzuerleben, wie sich selbst erlesene Tropfen immer noch von Jahr zu Jahr verändern, ja verbessern können, berichtet die sympathische Wein-Expertin. Insgesamt ergebe sich so ein ziemlich rundes Wein-Sortiment, das kaum noch Wünsche offen lasse. 

Und tatsächlich bringt der größte Weinproduzent der Insel mit einer Gesamtproduktion von mehr als einer Millionen Flaschen pro Jahr auch ein breites Sortiment hervor. Je nach Jahrgang umfasst das Portfolio bis zu 25 verschiedenen Sortenreine und Cuvées. Allein Santa Catarina zeichnet für bis zu zwölf Weine verantwortlich.

Großer Beliebtheit erfreut sich zum Beispiel ein Weißer Premsal-Blanc, der durch einen Hauch von Chardonnay abgerundet wird. Auch der Rosé gehört zu den Highlights der Bodega. „Unglaublich erfrischend und spannend,“ meint Lena. Er hebt sich mit seinen fruchtigen Aromen von roter Johannes- und von Himbeere von den oft langweiligen Rosados ab. 

Bei den Rotweinen lagen einst vornehmlich Klassiker im Verkaufsregal. Auch hier hat eindeutig eine Verjüngung stattgefunden. Nicht zuletzt auch als Reaktion auf deutsche Geschmäcker. Die modernen Weine von Santa Catarina sind leichter geworden, fruchtbetonter. Für den Ausbau setzt man jetzt vermehrt neuere Hölzer ein. Dass die Weine meist den in Deutschland bekannten Alkoholgehalt übersteigen, liegt einfach am optimalen Klima. Lena stellt die Gleichung auf: viel Sonne ergibt viel Zucker, gleich viel Alkohol - und gepanscht, sprich verdünnt wird nicht. 

Darüber hinaus verfügt man nach wie vor über Weine für den traditionellen Geschmack, mit viel Fass im Aroma, die von spanischen Käuferschichten bevorzugt werden.

Die 30jährige Betriebswirtin führt nicht nur die Bodega, sie kümmert sich mit dem Önologen des Hauses, Ramón Vaca, auch um die geschmackliche Ausrichtung der Weine. Besonders viel Freude bereiten ihr dabei die „kleinen Weine“. Dabei handelt es sich um Weine mit geringen Stückzahlen. Ein gutes Beispiel ist der sortenreine „Muscat“, der eine gewisse Restsüße behält. Aber auch die „Selecció Especial“, die nur in ausgesuchten Jahrgängen aufgelegt wird, verlangt einiges an feiner Zunge ab. Für das exzellente Weinjahr 2011, soviel kann sie jetzt schon sagen, wird es auf jeden Fall wieder eine Spezialauswahl geben.

Wohl auch angeregt durch den Austausch mit internationalem Publikum hebt die Bodega-Leiterin einen weiteren Trend hervor. Die Verbindung von Event und Wein nimmt immer mehr zu. Aktuelles Highlight ist ein lauschiges Picknick im Weinberg mit frisch gepacktem Leckereien-Körbchen, in dem neben einer Auswahl an naturreinen mallorquinischen Produkten wie Serrano-Schinken, Inselwurst, -Käse, -Oliven und Baguette auch ein oder zwei gute Tropfen nach Wahl zu finden sind. Der Ausflug in den Weinberg ist für etwa 20 Euro pro Person plus Wein-Auswahl nach Absprache jederzeit und für jedermann machbar.

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