Miquel Gelabert - Mallorquiner mit Prädikat...

Miquel Gelabert - Mallorquiner mit Prädikat

Wohl kaum eine Bodega der Insel führt ein so komplettes Sortiment "ausgezeichneter" Weine.

„Im Keller gibt´s noch mehr, ...“ erklärt Miguel Gelabert und lässt seine Hand in einer geschmeidigen Bewegung einen Halbkreis vollziehen, wie ein Manegendirektor der hoch erfreut die gesamte Truppe präsentiert. Unklar bleibt vorerst, ob er die teils bis an die Decke gestapelten Barriques meint, die ein herrlich kräftiges Aroma verströmen oder die vielen Titel und Auszeichnungen, die die Rückwand der Eingangshalle zieren. „... schon fertig gerahmt“, fügt er schließlich hinzu. Es geht also um die Prämien, die seine Weine im Verlauf der letzten Jahre einheimsen konnten. Gut 56 allein in der letzten Dekade. Und: „Dabeisein ist eben nicht alles. Schon gar nicht bei Qualitätsprüfungen, die der Hälfte aller teilnehmenden Weine eine Medaille um den schlanken Hals legen. Mir geht es darum, nur echtes, ehrliches Gold und Silber zu holen.“

Aha, der Mann liebt die Herausforderung. Schnell wird klar, dass Sr. Gelabert sich dabei weniger auf sein Winzerglück zu verlassen gedenkt, als vielmehr auf die „systematische Entwicklung und Erforschung im Bereich der Qualitätsweine.“

1985 begann der damalige Küchenchef eines an der mallorquinischen Ostküste beheimateten Restaurants, Anbau und Herstellung von Weinen als Hobby. Erst mit den Jahren und nach einem gesundheitlichen Schicksalsschlag reifte daraus die alleinige Berufung. Mit Hingabe und Enthusiasmus komponiert er seither stets neue Tropfen. Wie viele Weine denn jetzt genau im Regal stehen, möchten wir wissen? Moment einmal, da müsse er nachzählen. Der Zeigefinger des Hausherrn hüpft das Sideboard entlang. Aktueller Stand: mindestens 18 verschiedene Weine, „más o menos“. Großteils, wie bereits erwähnt, großzügig dekoriert.

Von einer kontinuierlichen Linie, bei der der Konsument einen stets gleichbleibenden Geschmackseindruck erwarten dürfe, könne man also bei seinem breit aufgestellten Sortiment nicht ausgehen, haken wir nach. Nein, winkt der Kellermeister lapidar ab, das sei auch gar nicht angestrebt. „Meine Philosophie geht vielmehr dahin, immer wieder aufs Neue mit ausgezeichneten Weinen zu trumpfen – jenseits von Standards und Herkunftsnachweisen.“ D.O.s, Weine mit Herkunftsnachweis, hat die Bodega Miguel Gelabert zwar auch im Programm; viel lieber beglückt der Weinmeister die Genießer seiner Tropfen allerdings mit neuen, überraschenden Cuvées.

Der philosophische Ansatz des Herrn Gelabert scheint zu fruchten. Vor allem deutschsprachige Kunden sind der Bodega meist schon über viele Jahre hinweg treu - Schweizer, viele Deutsche, einige Österreicher. Immer wieder werde er gefragt: „Miguel, was hast Du denn in diesem Jahr schönes Neues auf Lager.“ Und dann ginge man recht schnell vom Smalltalk zur Weinprobe über - des Edel-Winzers Augen leuchten!

Die Basis des Geschäfts reift derweil auf zehn Feldern mit einer Gesamtfläche von gut neun Hektar zwischen Felanitx und Petra heran. An die dreißig Traubenarten wachsen dort ihrer höheren Berufung entgegen. Einige vorerst allerdings nur als kleinflächiges Experiment. Es handelt sich dabei vornehmlich um autochthone Sorten wie Fogoneu und Gorgollasa, aber auch um Exoten, wie die iberische Jaumillo, den deutschen Riesling oder den Gewürztraminer. Letzterer weist bislang leider nur bescheidene Erfolge auf, was Traubenausbeute und Geschmack angeht. Dafür gedeiht der Riesling prächtig.

Teil der Winzerphilosophie ist auch die Verwendung heimischer Sorten. Allein bei denen kommen mindestens neun verschiedene Varietäten zusammen - mehr als die komplette Traubenpalette der meisten anderen Weingüter der Insel.

Ökologisch angebaut? Selbstverständlich, wenn auch nicht mit Brief und Siegel. Ein wertvoller Indikator für naturschonenden Anbau ist die Vergärung des Mostes ohne Einsatz von Fremdhefen. Und dies ist bei allen Weinen von Miguel Gelabert der Fall.

So entstehen Jahr für Jahr knapp 40.000 Flaschen. Die meisten abgefüllt in Klein- und Kleinst-Serien. Für eine Verkostung sollte man also ausreichend Zeit einplanen.

Persönlicher Favorit des Hausherrn ist momentan übrigens der Rotwein ”Gran Viyan Son Caules”. Und wie nicht anders zu erwarten, ist „der echte Mediterrane“ aus Miguel Gelabert Weinkeller natürlich auch zweimal Gold und dreimal Silber schwer.

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