Ca´n Verdura - Junger Wein   Die neue...

Ca´n Verdura - Junger Wein

Die neue Winzer-Generation legt entschlossen Hand an alte Traditions-Sorten.

Man trifft sich virtuell in Facebook. Dort ist auch seine Essenz gehostet. Die Bilder spiegeln Freuden und Leiden des jungen Llabrés, Freundschaften, Animositäten und die augenblickliche Lieblingsdarstellerin des wuschelköpfigen Jung-Winzers wider. Emilia Clarke aus der Kult-Spielserie „Ein Lied von Eis und Feuer“ scheint es ihm angetan zu haben. Aber auch aktuelle Ideen und neue Projekte werden im Netz reflektiert. Und so trifft man denn hier ebenfalls auf die ersten Hinweise auf einen aufgehenden Stern am mallorquinischen Winzer-Himmel. 

Bei den Llabrés hat die Pflege der Reben bereits lange Tradition. Schon Urgroßvater und Großvater bewirtschafteten die Weinfelder in der Umgebung von Binissalem als rechte Hand der Grundbesitzer. Dann trat auch der Vater in die Fußstapfen seiner Vor-fahren und kümmert sich bis heute um die Rebpflanzungen einer der großen Fincas der Region, Son Roig und um weitere kleine Parzellen. Die innige, generationenübergreifende Zwiesprache mit Natur und Acker hat der Familie auch den freundlich gemeinten Spitznamen „Verdura“ - Gemüse – eingetragen und schließlich in den Unternehmensnamen Einzug gehalten. Ca'n Verdura Viticultors bedeutet: die Weinbauern aus dem Hause Verdura. 

Tomeu Llabrés, jüngster Spross der Familie, sollte eigentlich den vorgegebenen Pfaden folgen. Stattdessen verwirklichte der eigensinnige Mallorquiner einen Traum, den er schon von Kindesbeinen an gepflegt hatte. Er wollte eigene Weine machen. Darum führte gleich nach dem Schulabschluss der direkte Weg aufs spanische Festland. In Tarragona ließ er sich zum Önologen ausbilden. 

Zurück auf Mallorca ging Tomeu bei Francesc Grimalt von 4Kilos Vinícola in die prakti-sche Weinschule. Der unkonventionelle Wein-Komponist, der einzelnen Wein-Chargen gern die Namen bekannter Komponisten und Pop-Gruppen zuweist, genießt nicht nur auf der Insel einen ausgezeichneten Ruf als Kenner autochthoner Sorten. Er entließ den jungen Heißsporn nach seiner „Lehrzeit“ für den Feinschliff ins katalanische Priorat - ein relativ kleines Weinanbaugebiet von fast schon legendärem Ruf im spanischen Nordosten. „Spätestens dort wurde mir endgültig klar,“ erklärt der junge Önologe, „dass ich mein Lebensziel gefunden hatte.“

2008 betrat Tomeu erneut - damals vierundzwanzigjährig, mallorquinischen Boden und arbeitete mit dem Vater in den Weinfeldern von Son Roig, östlich von Binissalem. 2010 beschlossen die beiden aus Überschüssen einen eigenen Wein zu keltern. „Ein echter Garagenwein,“ lacht Tomeu, „nicht viel mehr als eintausend Flaschen - aber gut.“ Der Rotwein „L’Origen“ - zu Deutsch, der Ursprung - ward geboren, zu hundert Prozent sortenrein auf Basis der autochthonen Manto-Negro. „Viele haben uns für verrückt gehalten,“ erinnert sich Tomeu Llabrés heute, „ausgerechnet mit einer Traube anzufangen, die als ausgesprochen launisch gilt. Andererseits war es mir wichtig, den ursprünglichen Inselcharakter möglichst rein in der Flasche einzufangen. Und dafür bietet sich meines Erachtens keine Varietät besser an, als die Manto-Negro.“ Und: „Von der mallorquinischen Manto-Negro gibt es weltweit gerade einmal ein paar hundert Hektar und die nur hier auf der Insel. So ein Potenzial muss man doch nutzen.“

Der Tropfen fand Anklang. 2011 schraubte man die Produktion auf knapp 2500 Fla-chen hoch. Mittlerweile hat sich ein Weißwein hinzugesellt. Der baut auf der autochthonen Premsal-Blanc auf. Im Frühjahr 2013 sollen die ersten Flaschen auf den Markt kommen. „Damit möchte ich keinesfalls ausschließen, dass wir in Zukunft nicht auch internationale Sorten mit einbeziehen,“ rudert Tomeu dann doch wieder ein Stück zurück, „mir schwebt da für die Zukunft eine Coupage mit der Merlot vor.“ 

An einem Punkt will er aber keinesfalls rütteln: Jedem Arbeitsschritt liegt Handarbeit zu Grunde. Der Rückschnitt vor der Ernte, die Lese und schließlich die Endselektion in der Bodega - alles harte Handarbeit. Zur Endauswahl trifft sich dann die ganze Familie und begutachtet Träubchen für Träubchen - selbst die Omi ist mit von der Partie. Der Prozess der Fermentation findet schließlich in einem großen Eichenholz-Tank statt, den runderen Aromen zuliebe. „Auch hier wieder Handarbeit,“ grinst Tomeu und zieht einen etwa zwei Meter langen Edelstahlstempel hinter den Tank hervor, mit dem der Maischekuchen in regelmäßigen Abständen vorsichtig in die Maische getaucht wird. 

Ausgebaut werden die Weine schließlich im Fass. „Nur französische Eiche, leichte Röstung,“ rundet Tomeu das Thema ab. „Ich möchte schließlich die feinen Fruchtaromen potenzieren.“ Und auch eine statische Fasslagerzeit gibt es nicht. Wenn der „tinto“ sich seinem Optimum nähert, wird der exakte Abfüllzeitpunkt herausgeschmeckt – stündlich, wenn es sein muss.

So viel Hand- und Zungenfertigkeit musste einfach zum Erfolg führen. So ließ denn auch eine entsprechende offizielle Anerkennung nicht lange auf sich warten. Wie kaum verwundert, steht auch sie in direktem Zusammenhang mit den Neuen Medien. Sein Roter, Jahrgang 2011 wurde vom spanischen Winzer-Blog „mibodega.es“, verlinkt mit dem Social-Network Facebook aus dem Stand heraus zum besten Wein Spaniens gewählt. Das gefällt mir!

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