RON AMAZONA - Mallorcas Rum für Manneskraft...

RON AMAZONA - Mallorcas Rum für Manneskraft und Mut und einen Hauch Karibik im Mittelmeer

Mehr Mallorca geht kaum. Am Vormittag vor der Bar sitzen, das Treiben auf der Placa von Sa Pobla oder Sineu oder Soller beobachten. Und dabei das trinken, was die anderen Männer hier bestellt haben: einen carajillo, einen Espresso mit einem ordentlichen Schuss Hochprozentigem drin. Das Hochprozentige schmeckt nach Zuckerrohr und Karibik. Und es kommt direkt aus der Nachbarschaft. Aus Marratxí. Es ist „Ron Amazona“. Den Mallorquinern kommt nichts anderes in den Kaffee.

Der „Ron Amazona“ war mehr als ein Jahrhundert lang eine reine Familienangelegenheit. Die der Familie Cañellas aus Sa Cabaneta. Sie begannen mit der Produktion, als Rum in Europa ein außerordentlich exotisches und fremdes Getränk war. Höchstens die Seefahrer hatten Rum bei ihren Reisen nach Amerika kennengelernt. Und die Cañellas. Die nämlich hatten eine Schnappbrennerei in Sa Cabaneta und ihr „Anis del monte“ war so beliebt in der Welt, das er bis in die Karibik, nach Puerto Rico und Kuba, geliefert wurde.

Als Urururgroßvater Cañella eine dieser Lieferungen begleitete, stieß er auf den Rum. Der Legende nach soll er unmittelbar nach dem ersten Schluck dieses süßlichen Getränks so begeistert gewesen sein, dass er auf der Stelle beschloss, auf Mallorca eigenen Rum zu brennen. Das Problem: In Europa wurde kein Zuckerrohr angebaut, der unentbehrliche Grundstoff für einen echten Rum.

Die Familie griff deshalb zu einem Trick. Sie importierte als Basis für ihren eigenen Rum den Zuckerrohrschnaps direkt aus der Karibik. Und damit aus dem Amerikaner ein Mallorquiner wurde, verfeinerten die Cañellas den Schnaps nach einer Methode, die noch heute genauso angewandt wird.

Zuerst gesellen sich reife, mallorquinische Früchte so lange in einem großen Fass zu der Schnapsbasis aus Zuckerrohr, bis sich die Früchte aufgelöst haben. Das dauert rund ein halbes Jahr. Welche Früchte das genau sind, verrät Bernat Alomar nicht, der heute der Chef des „Amazona“-Produzenten „Limsa“ ist. Er versichert aber: „Es ist ausschließlich Obst von Mallorca, und es ist sehr reifes Obst“. Weitere Details sind Betriebsgeheimnis.

Zusammen mit einem weiteren Basis-Schnaps darf sich das Obst-Rum-Konzentrat nun erst einmal ausruhen. Ein weiteres halbes Jahr. Die Luxusherberge ist ein edles Holzfass. Erst anschließend kommt die typische Note in den „Ron Amazona“: das Röstaroma. Zucker und Karamell sind dafür verantwortlich. „Die Kunst dabei ist, bei der Karamellisierung genau den richtigen Punkt zu erwischen“, erklärt Bernat. Stoppt man zu früh, schmeckt alles nur nach Zucker. Wartet man zu lange, schmeckt der Rum regelrecht verbrannt.

Mehr als 120 Jahre Erfahrung sorgen dafür, dass auch die heutigen Produzenten diesen perfekten Punkt niemals verpassen. Die Cañellas hatten sich mit anderen neun Familien aus der Branche zusammengetan und 1982 die Firma „Limsa“ gegründet. Nur so konnten teure Abfüllanlagen, Fässer und Maschinen finanziert werden. Etwa 120.000 Liter „Ron Amazona“ produziert „Limsa“ heute in jeder Saison. Der Palo aus gleichem Hause gilt als einer der besten der Insel. Und der Hierbas ist einer der Beliebtesten: 300.000 Liter füllt „Limsa“ davon Jahr für Jahr in Flaschen ab.

„Ron Amazona“ ist und bleibt aber das Juwel des Unternehmens, das heute in der Gemeinde Marratxí angesiedelt ist. Er schmeckt wie vor mehr als einem Jahrhundert leicht rauchig und trotzdem süß. Und er duftet nach dunkler Schokolade und Karamell. 53 Prozent Alkohol. Und 100 Prozent Mallorca.

Womit sich der Kreis wieder schließt. In der Karibik trinken die Männer den Rum nämlich gerne pur direkt aus der Flasche, um Kraft für die harte Arbeit in der Hitze zu tanken. Und auch den mallorquinischen Männern geht es um Kraft, wenn sie den „Ron Amazona“ zu ihrem Café trinken. Um die Manneskraft. Es ist bestimmt kein Zufall, dass der Begriff carajillo vom etwas derben Ausdruck des Wortes abstammt, mit dem spanische Männer ihr bestes Stück bezeichnen. Dass für den Namen des Rums im Grunde eine Frau verantwortlich ist, widerspricht dem in keiner Weise. Diese Frau ist seit mehr als einem Jahrhundert auf dem Etikett des „Ron Amazona“ zu sehen. Es ist eine Kämpferin auf dem Pferd.

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